„Der Traum vom Englischen Rasen und voll besetzten Teams“

Ein Jahr Matthias Schmidt als Vorsitzender beim SV 1949 Offenhausen e.V.

Interviewer: Matthias du bist jetzt seit über einem Jahr 1. Vorsitzender des SV Offenhausen. Ist dein Respekt vor dieser Aufgabe gewichen und die Freude darauf geblieben?

M. Schmidt: Es ist definitiv sehr viel passiert in diesem ersten Jahr, sodass der Respekt nicht ganz gewichen, die Freude aber definitiv geblieben ist.

Zum einen war für mich und den Verein fußballerisch der Abstieg unserer 1. Mannschaft und im Anschluss gleich noch eine durchwachsene Vorrunde zu verdauen. Das 70-jährige Jubiläum unseres Sportvereins war mit einem gepflegten Gelände, einem sehenswerten Länderspiel gegen die Gäste aus Österreich, Live-Musik und ausgelassener Stimmung dagegen eine richtig tolle Sache. COVID-19 hat uns dieses Jahr natürlich aufgeschreckt, aber wir haben soweit wie möglich alle Maßnahmen ergriffen um die gesundheitlichen Gefahren abzuwenden und die finanziellen Belastungen im Rahmen zu halten. Nach 22 Jahren als Nachfolger von Erwin Vogel war es für mich persönlich eine neue Herausforderung Grabreden für verstorbene Mitglieder zu halten. Aber das gehört eben auch dazu. Besonders viel Freude macht es zusammen mit der Vorstandschaft neue Ideen zu erarbeiten, diese mit den zur Verfügung stehenden Mitteln bestmöglich umzusetzen und so das Vereinsleben aktiv zu gestalten.

Interviewer: Was hat sich verändert und an welchen Themen seid ihr dran?

M. Schmidt: Vieles ist die letzten Jahre bereits gut gelaufen, sodass eine solide Ausgangslage vorliegt. Jedoch gibt es immer etwas zu tun und ich möchte mit frischem Wind im Amt nach und nach etwas verändern. Dazu zählt für mich – als einen der jüngeren Generation – eine gute Kommunikation, vor allem auch über die sozialen Medien. Zusätzlich ist mir eine positive Außendarstellung wichtig, denn oftmals steht zu häufig das zu Optimierende im Blickpunkt. Eine neue und moderne Homepage mit vielen Beiträgen und Archivbildern haben wir bereits (www.sv-offenhausen.de) und auch am  Sportgelände ist einiges passiert. Die Häuschen für die Auswechselspieler wurden renoviert, die große Hecke am B-Platz verjüngt, der Hof grundgereinigt und es wird jetzt noch mehr in die Rasenqualität investiert. Aktuell erweitern wir unsere Terrasse. Am Ende des Tages sollen Spieler*innen aller Altersklassen Lust haben, hier Sport zu machen und bestmöglichste Bedingungen für Training und Spiel vorfinden. Unser malerisch gelegenes, aber weitläufiges Sportgelände erfordert hier viel Einsatz und Arbeitskraft. An der Stelle möchte ich einen riesen großen DANK an alle Helfer*innen geben, welche fleißig mit anpacken. Diese stehen für den Verein und deren Einsatz ist unbezahlbar.

Weiteres Potential sehe ich in der Breite des Sportangebots. Neben Fußball kann ich mir weitere Fitnesskurse oder andere sportliche Aktivitäten vorstellen. Die Kunst ist es „nur“ genau diejenigen zu finden, die sich den Themen annehmen und diese mit Spaß und Engagement ausfüllen. Auch sind wir relativ stark an unsere Räumlichkeiten gebunden. Einen Fitnessraum mit einigen Trainingsgeräten, welcher von Mitgliedern genutzt werden kann, haben wir bereits. Dort sind kürzlich zwei Spinning Fahrräder neu hinzugekommen. Der Skigymnastik-Kurs von Walter Högner wird weiterhin in den Wintermonaten gut besucht. Auch der Gymnastik-Kurs (Bauch/Beine/Po), wird vor allem von Damen genutzt und zählt bereits zum Angebot. Allerdings ist der Platz im Fitnessraum begrenzt. Mit einer Turnhalle könnte man natürlich noch mehr anbieten. Hier wird in Abstimmung mit der Gemeinde nach Möglichkeiten gesucht, um das Sportangebot für „Jedermann*frau“ zu erweitern.  

Interviewer: Du hast jetzt auch einen viel tieferen Einblick in den Verein. Wie denkst du steht der Verein im Vergleich zu anderen da?

M. Schmidt: Natürlich habe ich nach diesem Jahr einen tieferen Einblick in die Aufgaben, Strukturen und der wirtschaftliche Lage, wäre auch schlecht wenn nicht (lacht). Einen Vergleich kann ich aber nicht herstellen, da man hier viele Faktoren betrachten muss und die Details von jedem Verein kennen muss. Für unseren Dorfverein kann ich aber bestätigen, dass vernünftig gewirtschaftet wurde und nur wenige Investitionen noch zu begleichen sind. Unsere Damenmannschaft musste zwar mangels eigener Spielerinnen aufgegeben werden, jedoch können wir im Herrenbereich immer noch zwei Mannschaften stellen. Hier schwappt gerade, eine von Bernd Scharrer gut ausgebildete Generation mit tollen Charakteren in den Herrenbereich über. Die Jungs sind seit vielen Jahren zusammen unterwegs und bilden auf und neben dem Platz eine Einheit. Wir wollen hier eine neue Ära einläuten, aber auch in den nächsten Jahren immer weiter auf den Nachwuchs setzen und um weiterhin eigenständig zu bleiben. Im Jugendbereich können wir noch die G-Junioren als eigene Mannschaft stellen, der Rest ist wie üblich nur noch über Spielgemeinschaften möglich. Trotzdem sind wir als Verein noch in jeder Altersklasse beteiligt.

Die Anzahl der Mitglieder ist auch in Ordnung, jedoch wünsche ich mir eine noch ausgewogenere Verteilung der Arbeit auf weitere Schultern. Das Gelände und Sportheim ist so groß, dass es immer etwas zu tun gibt. Ich freue mich über jeden der sich freiwillig meldet etwas in die Hand zu nehmen.

Interviewer: Wie versucht ihr den gesellschaftlichen Wandel (Couch Potatoes, wenig Gemeinschaftssinn) entgegen zu treten oder davon zu profitieren (Fitnesstrend)?

M. Schmidt: Es ist natürlich eine Herausforderung in der heutigen Zeit die Kids von Fernseher, Smartphone, Playstation und PC wegzukriegen. Hier appellieren wir auch an die Eltern, die Kinder raus zu schicken um beim SVO fürs Leben zu lernen. Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Disziplin und Durchhaltevermögen, aber auch füreinander zu kämpfen und mit Niederlagen umgehen zu können, wünschen sich – wenn wir ehrlich sind –  ja eigentlich alle. Ganz nebenbei tun die Kids auch etwas für die eigene Gesundheit und haben eine Menge Spaß.

Es ist auch immer wieder schön zu sehen welche Gruppendynamik entsteht, je mehr Leute am Training sind. Da macht es einfach viel mehr Spaß und wenn auch noch Zusammenhalt vorhanden ist, dann geht man auch gern ins Training. Folglich steigt dann auch der Erfolg und alles macht noch mehr Spaß.

Interviewer: Aktuell spielst du sogar noch in der 1. Mannschaft. Was sagt deine Partnerin zur Doppelbelastung für den SVO?

M. Schmidt: Sehr gute Frage! Eigentlich müsste diese Frage ja an Sie gehen (lacht). Meine Partnerin hat mir bereits vor der Wahl ihre Unterstützung zugesagt und hält mir so gut es geht den Rücken frei, worüber ich sehr froh bin. Um hier einen guten Mittelweg zu finden, läuft jetzt ein Spaziergang oder einer Fahrradtour häufig am Sportgelände vorbei J. Allerdings ist es natürlich auch nicht immer leicht alles unter einen Hut zu bekommen, da ich auch einen zeitintensiven Job habe, welcher z.T. auch eine gewisse Reisebereitschaft im In- & Ausland erfordert. Aber bis jetzt bekommen wir das gut hin.

Als ich zum Vorstand gewählt wurde, war unklar ob ich nach meiner erneuten Sprunggelenksverletzung überhaupt auf den Rasen zurückkehren werde. Mein Knöchel hat sich aber gut entwickelt und die Lust am Kicken ist geblieben. Nach einer schmerzfreien Vorbereitung war ich auch wieder fit. Im einzigen Punktspiel vor Corona hat es mich aber leider wieder erwischt, was schon zugegeben sehr ernüchternd war. Derzeit muss ich es offen halten, ob ich beim Restart wieder dabei bin. Ich werde auf jeden Fall versuchen nah an der Mannschaft zu bleiben.

Interviewer: Was siehst du, wenn du vom SVO träumst?

M. Schmidt: Mein Traum wäre ein top gepflegtes Sportgelände mit dem bekannten „Englischen Rasen“, einer Beregnungsanlage und LED-Flutlicht…. (jetzt fange ich wirklich an zu träumen) J

Weiter wäre die 1. und 2. Mannschaft mit einheimischen Spielern voll besetzt und würde in höheren Ligen spielen. Es gäbe wieder eine begeisternde Damenmannschaft und etliche Jugendmannschaften. Zusätzlich gäbe es weitere verschiedene Sportgruppen und Kurse, welche vom SVO organisiert sind. Und alle haben eins gemeinsam, nämlich Spaß beim SVO zu aktiv zu sein. Das wäre schon ein Szenario, worauf ich stolz sein würde.

Zum Abschluss möchte ich mich bei allen Mitgliedern, den Kollegen in der Vorstandschaft, all denen die sich im letzten Jahr so stark für unseren Verein eingesetzt haben, sowie allen Sponsoren und Helfern bedanken, ohne dieses Engagement würde unser Verein nicht funktionieren.

Interviewer: Vielen Dank Matthias, für das ausführliche Interview, alles Gute für deine Gesundheit und eine erfolgreiche Zeit in der Vorstandschaft beim SVO.

Juni 2020